17.07.2018
Endlich haben sie begonnen, die grossen Ferien. Die Unterkunft ist gebucht, die Koffer gepackt und die Sicherheitskontrolle am Flughafen überwunden. Was kann da noch schiefgehen? Viele Reisende sind auf allfällige Ferienstörungen in Form von Mückenplagen, Trickdiebstählen oder Tropenhitze gewissenhaft vorbereitet. Der Mückenspray ist griffbereit, eine Diebstahlversicherung abgeschlossen und ein Zimmer mit Klimaanlage gebucht. Wer denkt da noch an Erdbeben, die zwar weitaus seltener auftreten als die zuvor genannten Übel, einem aber ebenfalls die Ferienlaune verderben könnten.
Gewisse Vorkehrungen zu treffen, hilft auch im Erdbebenfall. Informieren Sie sich vor der Abreise, ob sich das Reiseziel in einem besonders erdbebengefährdeten Gebiet befindet (siehe Erdbebengebiete). Mit Italien, Griechenland und der Türkei liegen mehrere der beliebtesten Sommerreiseziele der Schweizerinnen und Schweizer in Regionen mit einer deutlich höheren Erdbebengefährdung als wir sie in der Schweiz kennen. Das gilt auch für andere populäre Destinationen wie Neuseeland, Kalifornien oder Bali, die allesamt am besonders gefährdeten «Feuerring» liegen, wo sich 90 Prozent aller Erdbeben ereignen. Wenn Sie in eines dieser Gebiete reisen, könnte es lohnenswert sein, die nachfolgenden Tipps in Betracht zu ziehen.
Weiterlesen...Da Erdbeben ohne Vorwarnung auftreten, hilft es im Vorfeld zu wissen, was man im Ereignisfall tun sollte. Die Standardempfehlung in der Schweiz und anderswo lautet: Schutz suchen. Sei es unter einem stabilen Tisch oder indem man sich im Bett das Kissen schützend über den Kopf hält. Ein Gutteil der Verletzungen in Erdbeben stammt von herunterfallenden Objekten wie Regalinhalten, Decken- oder Wandelementen. Wer während des Bebens panisch umherrennt, erhöht die Gefahr, von einem solchen Gegenstand getroffen zu werden. Hinzu kommt, dass es einem bei einem starken Beben schwerfällt, überhaupt die Balance zu halten. Entsprechend ist man froh, sich an etwas festhalten zu können, das Schutz bietet (das ging dem Direktor des Erdbebendienstes nicht anders, wie Sie in folgender SRF Einstein Sendung sehen können).
Wie so oft gibt es auch in diesem Fall Ausnahmen. Sollten Sie sich nahe des Meers befinden, ist von diesem wegzurennen aufgrund eines möglicherweise folgenden Tsunamis die bessere Option. In Alaska haben sie dafür folgende Faustregel: Ist das Beben stark genug, um dich beinahe umzuwerfen, renne den nächsten Hügel hoch. Dasselbe gilt, wenn Sie sich in unmittelbarer Nähe eines Ausgangs ins Freie befinden. Sollten Sie bereits draussen sein, bleiben Sie dort und nehmen Sie Abstand von Gebäuden. Die ausführlichen Empfehlungen im Verhaltensfall finden Sie hier. Was genau bei einem Beben die richtige Massnahme ist, hängt also sehr stark von den Bedingungen ab (was für ein Beben, was für ein Gebäude, wo man sich befindet etc.)
Entsprechend schwer fällt es Seismologen, allgemeingültige Empfehlungen auszusprechen, ohne unangemessen Angst hervorzurufen. Der wichtigste Schutz gegen Erdbeben ist und bleibt eine angemessene Bauweise. Allerdings können auch Experten nur schwer auf einen Blick beurteilen, wie erdbebensicher ein Gebäude ist. Somit kann es kaum ein Kriterium bei der Auswahl einer Unterkunft sein. Oft gilt: Je neuer ein Gebäude, desto eher ist es gemäss neueren Baunormen und somit erdbebensicher gebaut. Unter Umständen kann eine Nachfrage beim Besitzer der Unterkunft oder dem Reiseveranstalter Klarheit verschaffen.
Sobald die Erschütterungen vorüber sind, sollten stark beschädigte Gebäude verlassen werden. Dabei sollte man sich vor herunterfallenden Gegenständen wie Ziegeln oder heruntergerissenen Stromleitungen in Acht nehmen. Nach einem grösseren Beben ist in jedem Fall mit teils starken Nachbeben zu rechnen, die weitere Schäden anrichten können. Grundsätzlich gilt es, die Anweisungen der lokalen Behörden zu befolgen.
Für alle, die weitere Vorkehrungen treffen möchten, sind auf folgender Seite Empfehlungen aufgelistet, was man im Vorfeld von kürzeren oder längeren Aufenthalten machen kann. Alle Informationen können zudem als Faktenblatt heruntergeladen werden.
Zu guter Letzt, vergessen Sie nicht, Erdbeben sind real, aber selbst in Erdbebengebieten ist das Risiko verschwindend klein, zu Schaden zu kommen. Sollte Ihre Reise nach Kalifornien führen, beträgt es 1 zu 1'000'000 pro Jahr. Dort autozufahren ist im Vergleich dazu wesentlich gefährlicher. Die Chance einen schweren Unfall zu erleiden, beträgt etwa 1 zu 11'428. In diesem Sinne lassen Sie sich Ihre wohlverdienten Ferien nicht verderben, eine gute Vorbereitung unterstützt Sie dabei!