Im Jahr 1996 haben sich die Staaten der UNO auf einen Vertrag zum Verbot von jeglicher Art von nuklearen Test-Explosionen geeinigt, den Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty (CTBT), bzw. Atomteststoppvertrag. Hauptsächliches Ziel des Vertrags ist die Vermeidung zukünftiger Atomwaffentests. Um die Einhaltung dieses Vertrages zu überwachen, wurde ein globales Verifikationssystem eingerichtet, dazu gehört ein weltweites Überwachungssystem (IMS, International Monitoring System).

Das internationale Überwachungssystem umfasst seismologische, hydroakustische, Infraschall- und Radionuklid-Messstationen und spezielle Radionuklid-Laboratorien. Es wird durch das in Wien ansässige (aktuell noch provisorische) technische Sekretariat (PTS) der Vertragsorganisation "Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization" (CTBTO) betrieben. Das Sekretariat arbeitet dabei eng mit den Staaten zusammen auf deren Gebiet sich die Messstationen befinden. Teil des technischen Sekretariats ist auch das internationale Datenzentrum (IDC), an dem die Messdaten aller Stationen kontinuierlich empfangen und ausgewertet werden. Die Daten und Auswertungen stehen allen Staaten zur Verfügung, die den Atomteststoppvertrag unterzeichnet haben. 

Bild für Atomteststopp-Überwachung

Der Begriff «Verifikation» bedeutet «überprüfen oder bestätigen, dass etwas ‚wahr‘ ist». Im Fall von nuklearen Explosionen bedeutet Verifikation, dass Fachleute den Behörden und der Öffentlichkeit mitteilen sollen, ob ein entdecktes Phänomen eine natürliche Ursache hatte oder von einer nuklearen Explosion hervorgerufen wurde. «Seismische Verifikation» bedeutet, dass die Unterscheidung zwischen Erdbeben und nuklearer Explosion (in der Regel eine unterirdische Nuklearexplosion) auf der Grundlage seismischer Signale erfolgt (die mit einem Seismometer gemessen werden).

Der Atomteststoppvertrag (CTBT) verbietet alle nuklearen Test-Explosionen, ob zu militärischen oder friedlichen Zwecken. Er enthält eine spezielle Klausel zu seinem Inkrafttreten: Laut Artikel 14 des Vertrags müssen alle 44 Staaten die im Annex 2 zum Vertrag aufgelistet sind (sogenannte Annex-2 Staaten) den Vertrag ratifiziert haben, bevor der CTBT offiziell in Kraft treten kann. Diese 44 Staaten hatten zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen Atomreaktoren oder nukleare Versuchsreaktoren in Betrieb und nahmen 1996 an den Vertragsverhandlungen teil. Die Schweiz, ebenfalls ein Annex-2 Staat, hat den CTBT im September 1996 unterschrieben und am 1. Oktober 1999 ratifiziert.

Ein wesentliches Element des CTBT ist die Möglichkeit, die Einhaltung des Vertrags zu überwachen, um Atomtests überall auf der Welt zu erkennen. Um dies zu gewährleisten, sieht der Vertrag den Aufbau und Betrieb eines globalen Verifikationssystems vor, das aus den folgenden Komponenten besteht:

  • Internationales Überwachungssystem (IMS)
  • Internationales Datenzentrum (IDC)
  • Beratungs- und Klärungsprozesse
  • Globale Kommunikationsinfrastruktur
  • Inspektionen vor Ort
  • Vertrauensbildende Massnahmen

Um den Aufbau dieses globalen Verifikationssystems voranzutreiben und die weiteren Vorbereitungen für die Zeit nach dem Inkrafttreten anzugehen, wurde 1996 eine offizielle vorbereitende Kommission (CTBTO) eingerichtet. Dieser Kommission gehören alle Staaten an, die den CTBT unterzeichnet haben. 

Die CTBTO hat zwei Untergremien: Arbeitsgruppe A (WG A) zu Verwaltungs- und Budgetfragen und Arbeitsgruppe B (WG B) zu Verifizierungsfragen. Zudem gibt es eine Beratungsgruppe für Finanz- und Budgetangelegenheiten sowie damit verbundene administrative Themen. Die Arbeitsgruppen erarbeiten Vorschläge und Empfehlungen, über die die Vorbereitungskommission in ihren Plenarsitzungen berät und entscheidet.

Weitere Informationen

  • CTBTO
  • Stand der Unterzeichnung und Ratifizierung
  • Vortrag «Science meets Diplomacy and World Security» an der ETH Zürich von Lassina Zerbo, ehemaliger Exekutivsekretär des provisorischen technischen Sekretariats der CTBTO zum 20. Jahrestag der Ratifizierung der Schweiz.

Rolle und Auftrag SED

Seit den frühen 1990er Jahren waren Fachleute des SED an der wissenschaftlichen Vorbereitung des Atomteststoppvertrags und der Planung des Überwachungssystems beteiligt. Nachdem die Schweiz 1996 den Vertrag unterschrieben hatte, wurde der SED zum nationalen Datenzentrum für den CTBT bestimmt. Seitdem stellt der SED gemeinsam mit dem Labor Spiez des Eidgenössisches Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), das für die Radionuklid-Messungen zuständig ist, auch die wissenschaftlichen Expertinnen und Experten für die technische Arbeitsgruppe der CTBTO.

Die verschiedenen Aufgaben des SED im Rahmen der Schweizer Beteiligung am Atomteststoppvertrag wurden 1996 in einem vom Eidgenössischen Department für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und vom Department des Inneren (EDI) gemeinsam eingebrachten Bundesratsbeschlusses festgelegt:
 
  • Betrieb der Station DAVOX als Teil des internationalen Überwachungssystems
  • Betrieb des Nationales Datenzentrums
  • Beteiligung an relevanten Arbeitsgruppen und Aktivitäten
  • Information für Behörden und thematische Forschung

Zudem beteiligt sich der SED im Auftrag der Schweiz an Sitzungen der Arbeitsgruppe B am Vienna International Centre (VIC) in Wien.

Seismisches Überwachungsnetzwerk

Das seismische Messnetz des internationalen Überwachungssystems besteht aus 170 Stationen in 76 Ländern. 50 dieser Messstationen senden ihre Daten rund um die Uhr an das internationale Datenzentrum (IDC). Die Daten der anderen 120 Stationen werden bei Bedarf vom IDC angefragt. Die Stationen entsprechen den seismischen Stationen wie sie auch für die Erdbebenüberwachung oder in der Wissenschaft verwendet werden. In der Regel sind die seismischen Stationen auch Teil der jeweiligen nationalen Netzwerke. Sie müssen aber gewisse Qualitätsstandards erfüllen. Eine davon, die Station DAVOX, betreut der Schweizerische Erdbebendienst.

Das Video erläutert auf Englisch, wie die seismische Überwachung der CTBTO funktioniert.

Bild für Seismisches Überwachungsnetzwerk

Erdbebenstation in Davos

Als Beitrag der Schweiz zum internationalen Überwachungssystem betreibt der Schweizerische Erdbebendienst seit 2002 die Station DAVOX in der Nähe von Davos. Am 22. August 2003 wurde die Station DAVOX als neunte von 120 seismischen Hilfsstationen des internationalen Überwachungssystems zertifiziert. Die Aufnahme in den operativen Betrieb des IDC erfolgte am 23. September 2003. Am 2. Oktober 2003 fand die offizielle Einweihung von DAVOX statt.

An dieser Station wurden beispielsweise zwölf Minuten nach den Atomwaffentests in Nordkorea entsprechende Bodenerschütterungen registriert, das letzte Mal bisher im September 2017 (siehe SED-Newsartikel vom 3. September 2017). 

Zertifikationsbesuch: Die Geräte werden kontrolliert.

Zertifikationsbesuch: Die Geräte werden kontrolliert.