11.12.2020

Eidgenössisches Massnahmenprogramm zur Erdbebenvorsorge feiert 20-jähriges Bestehen

Vor genau 20 Jahren hat der Bundesrat das eidgenössische Massnahmenprogramm zur Erdbebenvorsorge beschlossen, weil Erdbeben trotz ihres grossen Schadenpotenzials in der Schweiz häufig unterschätzt werden. Unter der Leitung der Koordinationsstelle für Erdbebenvorsorge des Bundes, angesiedelt beim Bundesamt für Umwelt, wird das Massnahmenprogramm seither stets weiterentwickelt und im Kompetenzbereich des Bundes umgesetzt. Als Fachstelle des Bundes für Erdbeben hat der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, ein integrales Erdbebenrisikomanagement in der Schweiz zu etablieren.

Ein wichtiger Bestandteil des Risikomanagements, der in den vergangenen 20 Jahren dank des Massnahmenprogramms umgesetzt werden konnte, ist die Erweiterung und Modernisierung des nationalen seismischen Netzwerks. Es besteht heute aus über 200 seismischen Messstationen und ermöglicht, die Erdbebenaktivität in der Schweiz sowie im benachbarten Ausland umfassend und in Echtzeit aufzuzeichnen. Dies trägt nicht nur dazu bei, Behörden, Bevölkerung und die Medien im Ereignisfall rasch informieren zu können, sondern ermöglicht auch immer bessere Abschätzungen der Erdbebengefährdung. Laufend aktualisierte und dem Stand von Wissenschaft und Technik entsprechende Erdbebengefährdungsmodelle leisten einen wichtigen Beitrag, um die Erdbebenvorsorge in der Schweiz weiter zu verbessern.

Der Bund möchte die Erdbebenvorsorge weiterhin stärken: Der Bundesrat hat daher an seiner Sitzung vom 11. Dezember 2020 das eidgenössische Massnahmenprogramm 2021 bis 2024 verabschiedet. In den kommenden vier Jahren sollen unter anderem die vorsorgliche Planung im Falle eines Erdbebens und die Qualitätssicherung beim erdbebengerechten Bauen intensiviert werden. Über die Erdbebengefährdung in der Schweiz ist mittlerweile umfassendes Wissen vorhanden und für die Öffentlichkeit zugänglich. Jedoch herrscht noch weitgehend Unklarheit über die finanziellen und persönlichen Risiken, die im Falle eines Erdbebens zu erwarten sind, weil der Einfluss des lokalen Untergrundes aber auch die Verletzbarkeit von Gebäuden noch nicht ausreichend bekannt und schweizweit verfügbar sind. Deshalb entwickelt der SED in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz derzeit ein Erdbebenrisikomodell für die Schweiz, das im Jahr 2022 veröffentlicht wird. Dieses Erdbebenrisikomodell soll zukünftig als Grundlage für Bund und Kantone dienen, um bei einem Erdbeben eine schnelle Übersicht über mögliche Schäden zu erhalten. Es basiert auf der regelmässig aktualisierten Abschätzung der Erdbebengefährdung, berücksichtigt den Einfluss des lokalen Untergrundes sowie die Verletzbarkeit und den Wert von Gebäuden und Infrastrukturen. Daneben kann das Erdbebenrisikomodell auch von privaten Unternehmen wie Versicherungen genutzt werden, um ihre Einschätzungen und Dienstleistungen zu verbessern.

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