23.10.2018

Neue Verfahren im Test, um induzierte Seismizität zu kontrollieren

Wie lassen sich induzierte Erdbeben, die bei der Nutzung der Tiefengeothermie auftreten können, am besten überwachen, vorhersagen und so weit wie möglich kontrollieren? Dieser Frage geht der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich im Rahmen des soeben gestarteten Projekts «COSEISMIQ» in der Nähe von Reykjavik nach. Antworten darauf zu finden, ist für alle gegenwärtigen und künftigen Geothermiestandorte von Bedeutung, nach den induzierten Beben bei Basel und St. Gallen insbesondere auch für die Schweiz.

Zusammen mit Reykjavik Energy, der GeoEnergie Suisse AG und Wissenschaftlern aus Island, Irland und Deutschland werden zum ersten Mal «adaptive Ampelsysteme» in realistischen Verhältnissen getestet. Ziel ist es, ein in Echtzeit lernendes System zu entwickeln, das neue Daten und die lokalen Verhältnisse und Vorkommnisse mitberücksichtigt, um das Risiko von induzierten Beben zu minimieren und gleichzeitig die Energiegewinnung zu maximieren.

In den vergangenen Wochen wurden dazu in einem ersten Schritt in der Umgebung des Hengill Geothermalgebiets, 30 km östlich von Reykjavik, 23 seismische Stationen aufgestellt. Island ist aufgrund seiner zahlreichen, erfolgreichen Geothermieprojekte, dem häufigen Auftreten von induzierter Seismizität und der gleichzeitig geringen Besiedlungsdichte ein idealer Untersuchungsstandort. In einem nächsten Schritt wird die induzierte Seismizität während der Stimulation von neu erstellten Bohrlöchern erfasst und weitgehend automatisiert untersucht. Die dabei gewonnenen Daten sollen als Grundlage für geomechanische Modeliierungen dienen, die es dem Betreiber erlauben, in nahezu Echtzeit die Entwicklung des Reservoirs zu beobachten und zu optimieren. Das adaptive System soll künftig den Betreiber dabei unterstützen, gezielt Massnahmen zu ergreifen, um die induzierte Seismizität einzudämmen. COSEISMIQ ist Teil des von der Europäischen Union gefördertem Forschungsprogramm GEOTHERMICA.