23.10.2019

Zwanzig Jahre Atomteststoppüberwachung

Am 24. September 1996 unterschrieben die ersten 71 Staaten den Atomteststopp-Vertrag bei den Vereinten Nationen in New York. Damit bekräftigten sie, fortan auf atomare Testexplosionen zu verzichten. Die Schweiz gehörte nicht nur zu den ersten Unterzeichnenden, der UN-Sitz Genf diente auch als Drehscheibe für die vorbereitenden Verhandlungen. 1999, folglich vor genau 20 Jahren, ratifizierte das Schweizer Parlament den Vertrag und überführte ihn damit in geltendes Recht. Bisher sind beinahe 200 Staaten der «Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization (CTBTO)» beigetreten, 168 davon haben den Vertrag bereits ratifiziert. Damit der Vertrag in Kraft treten könnte, wäre eine Ratifizierung durch acht weitere Staaten notwendig. Sie gehören zu der Gruppe von 44 Staaten, die 1996 gemäss Angaben der Internationalen Atombehörde Kernreaktoren in Betrieb hatten.

Die CTBTO ist eine internationale Organisation mit Sitz in Wien. Sie überwacht die Einhaltung des Atomteststoppvertrags. Die Überzeugung, dass der Vertrag verlässlich überwacht werden könnte, war entscheidend für sein Zustandekommen. Diplomaten und Wissenschaftler diskutierten daher an der UN Abrüstungskonferenz in Genf intensiv, wie ein solches Überwachungssystem ausgestaltet sein sollte. Sie einigten sich auf ein weltumspannendes Netz hochsensibler seismologischer, hydroakustischer, Infraschall- und Radionuklid-Messstationen, alle verbunden mit einem gemeinsamen Datenzentrum. In Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten erhielt die CTBTO den Auftrag, dieses Überwachungssystem schon vor dem Inkrafttreten des Vertrags aufzubauen und zu betreiben.

Teil dieses Überwachungsnetzwerkes ist die seismische Station «DAVOX», die der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich im Auftrag des Eidgenössischen Departements des Innern und des Departements für auswärtige Angelegenheiten betreut. Die Station ist in der Nähe von Davos an einem abgelegenen und seismisch ruhigen Standort installiert. Bei Verdacht auf eine Verletzung des Vertrags stellt der SED die dort aufgezeichneten Daten umgehend der CTBTO zur Verfügung. DAVOX hat alle sechs mutmasslichen Atomwaffentests Nordkoreas registriert, den bisher letzten im Jahr 2017. Es dauert etwa 12 Minuten, bis die Signale der Explosionen in Nordkorea als seismische Wellen die Station DAVOX erreichen. Um einen Atomtest von einer konventionellen Explosion zu unterscheiden, braucht es allerdings auch die anderen Komponenten des Überwachungssystems, speziell die Radionuklid-Stationen. Neben der seismischen Überwachung wirkt der SED aktiv in Arbeitsgruppen der CTBTO mit, welche den Datenaustausch, technische Weiterentwicklungen oder Aspekte der Qualitätskontrolle regeln.

Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der Ratifizierung des Atomteststoppvertrags durch die Schweiz und um das Bewusstsein für die CTBTO und ihre wichtige Rolle für die globale Sicherheit zu stärken, besucht ihr Exekutivsekretär Lassina Zerbo die Schweiz. Am 4. November 2019 wird er im Audimax der ETH Zürich einen Vortrag zum Thema “Science meets Diplomacy and World Security - the case of the Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty” halten. Die öffentliche Veranstaltung beginnt um 17.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. Bitte melden Sie sich hier an.

Eine kleine Ausstellung zur CTBTO und dem Schweizer Beitrag zur Atomteststoppüberwachung kann vom 28. Oktober bis 05. November 2019 im Museum focusTerra besichtigt werden.