11.07.2016
Erdbeben stellen eine ernstzunehmende Bedrohung für zentralamerikanische Länder dar. Grosse Erdbeben ereignen sich vor allem vor der Küste entlang der Subduktionszone und lösen oft Tsunamis aus (wie beispielsweise 1992 oder 2014). Aber auch oberflächennahe Erdbeben auf dem Festland haben in der Vergangenheit grössere Schäden verursacht, wie beispielsweise das Beben im Jahr 1972 mit einer Magnitude von 6.2, welches die nicaraguanische Hauptstadt Managua verwüstete.
Weiterlesen...Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) hat kürzlich ein Projekt gestartet, um das Potential von Frühwarnsystemen für Zentralamerika erkunden. Finanziert durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) beim Departement für Auswärtiges (EDA) der Schweiz, erarbeiten und implementieren Wissenschaftler des SED gemeinsam mit der Partnerorganisation INETER, die für die Erdbebenüberwachung in Nicaragua zuständig ist, einen Prototypen für ein Erdbebenfrühwarnsystem (EEW). Dieses EEW wird erst in Nicaragua eingesetzt und bei Möglichkeit ausgeweitet, um zusätzliche Gebiete in Zentralamerika abzudecken.
Anfangs Juni besuchte der SED INETER, um die Tauglichkeit des lokalen seismischen Netzwerks für ein Erdbebenfrühwarnsystem zu beurteilen und eine erste Version der Erdbebenfrühwarnsoftware zu installieren. Wenige Tage nach diesem Besuch ereignete sich ein oberflächennahes Erdbeben der Magnitude 6.3 an der Grenze zu El Salvador, welches vom System nach 29 Sekunden erkannt wurde. Obwohl dies zeigt, dass die Geschwindigkeit des Systems optimiert werden muss, scheint die vorhandene Infrastruktur vielversprechend. In einem nächsten Schritt wird das seismische Netzwerk in der Region weiter untersucht und die Algorithmen des EEW optimiert, um sie bestmöglich auf die schwierigen lokalen Bedingungen mit tiefen Erdbeben vor der Küste und vulkanischen Eruptionen abzustimmen