05.08.2021
Erdbeben werden durch die plötzliche Freisetzung von Spannungen entlang von Verwerfungen in der Erdkruste verursacht. Die seismischen Wellen, die bei diesen schnellen Bruchvorgängen in der Erdkruste entstehen, breiten sich durch den Boden aus und verursachen Erschütterungen. Diese Erschütterungen nehmen wir als Erdbeben war. Es gibt aber auch sanftere Prozesse, nämlich seismische Brüche, die keine Erschütterungen bewirken. Diese sogenannten «Slow Slips» (oder langsamen Rutschungen) erweckten das Interesse eines Forschungsteams des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) an der ETH Zürich, der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Saudi-Arabien, der Universität Genf, des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) und der Universität Bologna in Italien.
«Slow Slips» sind Brüche in der Erdkruste, die sich sehr langsam ausbreiten, ohne dass es zu erheblichen Bodenerschütterungen kommt. Ein solcher Bruchprozess kann von weniger als einem Tag bis über ein Jahr hinaus dauern. Dennoch haben «Slow Slips» das Potenzial, Erdbeben oder Erdbebenschwärme auszulösen – ein Prozess, der bislang noch nicht vollständig aufgeklärt ist.
Weiterlesen...Solche langsamen Rutschungen treten am häufigsten in Regionen auf, in denen tektonische Platten übereinandergleiten (Subduktionszonen), insbesondere am Rande des Pazifischen Ozeans, beispielsweise in Japan, Neuseeland, Nord- und Mittelamerika oder in der Nähe von Vulkanen wie dem Ätna in Italien oder dem Kilauea auf Hawaii.
Das Team analysierte die Korrelation zwischen den Merkmalen eines jeden langsamen Ereignisses und der ausgelösten seismischen Aktivität. Die Ergebnisse zeigen, dass flachere «Slow Slips» im Vergleich zu tieferen langsamen Rutschvorgängen eher dazu neigen, starke Seismizität auslösen. Diese Informationen können nun genutzt werden, um ein Modell zur Vorhersage von Veränderungen und Gefahren im Zusammenhang mit diesen speziellen Ereignistypen zu verbessern. Die Forschenden hoffen, dass die Datenbank und die Modellierung weiterentwickelt werden können, um ein besseres Verständnis dieser komplexen Prozesse zu erlangen.
Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in der wissenschaftlichen Zeitschrift «Science Advances» veröffentlicht und sind unter folgendem Link abrufbar: https://advances.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/sciadv.abg9718