15.05.2019
Sollte Sie die Sehnsucht packen, den Meereswellen zuzuschauen, brauchen Sie dafür nicht mehr weit zu reisen. Das Wasserspiel des Springbrunnens beim Zürcher Seebad Enge zeigt in Echtzeit, wie sich die Wogen des Atlantiks, des Mittelmeers oder der Ostsee verhalten. Zumindest ist dies das häufigste Signal, welches die seismische Station des Schweizerischen Erdbebendienstes an der ETH Zürich im Degenried nahe des Dolders an die Brunnensteuerung übermittelt. Etwa einmal pro Woche ändert sich die Dynamik des Brunnens und zwar dann, wenn sich weltweit ein grosses Beben ereignet hat. Auch kleinere Schweizer Beben lassen sich mit etwas Glück entdecken.
Das seismische Netzwerk der Schweiz mit über 200 Stationen ist zwar darauf ausgelegt, Erdbeben aufzuzeichnen, es kann aber noch viel mehr. Die hochsensiblen Messgeräte erfassen neben den Bewegungen der Meereswellen das Rauschen des Waldes, Verkehrsströme oder Sprengungen in Steinbrüchen. Der SED wertet die aufgezeichneten seismischen Daten standardmässig nur nach Erdbeben und Sprengungen aus. Für das Aquaretum, den Springbrunnen im Zürichsee, wird ein kleiner Frequenzbereich des vorhandenen Signals verwendet, der harmonische Bewegungen der Wasserstrahlen erzeugt.
Das Wasser schiesst aus zwölf Wasserdüsen in bis zu 35 Meter Höhe. Sie sind in vier Dreiergruppen angeordnet, wobei je eine Gruppe die Beschleunigung, die Geschwindigkeit und den Weg des übermittelten Signals darstellt. Diese drei Parameter sind auch die Grundlage seismologischer Auswertungen.
Das Aquaretum ist ein Geschenk der Zurich Versicherungs-Gesellschaft an die Bevölkerung und Besucher der Stadt Zürich und wurde mit Unterstützung von Fischer Architekten, Klangkünstler Andres Bosshard und des Metallateliers realisiert.