04.09.2015

Erneutes Erwachen des Erdbebenschwarms bei Diemtigen (BE)

Erdbebenschwärme sind ein typisches Merkmal der Erdbebentätigkeit in der Schweiz und der SED registriert jedes Jahr mehrere davon. Diese Erdbebensequenzen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht eindeutig in eine Abfolge von Vor-, Haupt- und Nachbeben eingeteilt werden können. Die Erdbeben eines Schwarms, deren Anzahl von einigen wenigen bis zu mehreren tausend Ereignissen variieren kann, treten zeitlich und räumlich in engem Zusammenhang auf und können von wenigen Stunden bis zu mehreren Jahren andauern. Da Erdbebenschwärme ausserhalb der Schweiz häufig in vulkanisch aktiven Gebieten mit magmatischer und hydrothermaler Aktivität auftreten, wird vermutet, dass sie mit der Wanderung von Fluiden (Gase und Flüssigkeiten) in der Erdkruste zusammenhängen.

Einer der aktivsten Erdbebenschwärme, den der SED seit seinem Bestehen registriert hat, ereignet sich derzeit bei Diemtigen im Berner Oberland. Zwischen April und Dezember 2014 wurden dort mehr als 144 Ereignisse mit Magnituden von 0.5 oder grösser registriert. Die drei stärksten Beben in diesem Zeitraum ereigneten sich am 10. Mai (Magnitude 2.7), am 25. Juni (Magnitude 2.7) und am 15. Oktober (Magnitude 3.2). Seit Januar 2015 ging die Schwarmaktivität deutlich zurück und verschwand in den Sommermonaten beinahe gänzlich, bis sie sich Mitte Juli erneut intensivierte. Seit dem registrierte der SED 21 Beben mit Magnituden von 0.5 oder grösste, das stärkste mit einer Magnitude von 2.7 ereignete sich am 15. August.

Um den "Diemtigen-Schwarm" genauer zu untersuchen, hat der SED zwischen Juni 2014 und April 2015 drei mobile Erdbebenstationen in der Region aufgestellt. Eine erste Analyse zeigt, dass die Beben in einer steilstehenden flächigen Zone mit einer Ausdehnung von 400 mal 700 Metern, in einer Tiefe von ca. 9 Kilometern, ereignet haben. Ausserdem konnte ein komplexes Verlagerungsmuster der seismischen Aktivität entlang dieser Zone festgestellt werden. Mit einem hochempfindlichen Verfahren konnten Erdbeben bis zu einer Magnitude von -1.5 detektiert werden. Zwischen Januar 2014 und September 2015 wurden so über 2‘300 Mikoerdbeben erkannt, die ein sehr detailliertes Abbild der Schwarmaktivität zeichnen (siehe dazu Abb. 1).

Eine erneute Zunahme der Bebenaktivität nach einer ruhigeren Phase ist nichts Aussergewöhnliches, lässt aber keine Schlüsse auf den weiteren Verlauf des Schwarms zu. Meistens enden Schwarmaktivitäten nach einigen Wochen oder Monaten, in seltenen Fällen nehmen die Beben mit der Zeit an Stärke und Anzahl zu.