04.10.2022

20 seismische Stationen in Bosnien und Herzegowina unterstützen die Initiative «AdriaArray»

Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich beteiligt sich an einer neuen europäischen Initiative namens AdriaArray. Die internationale Zusammenarbeit zwischen Forschungsteams aus ganz Europa möchte Antworten auf grundlegende Fragen zur Plattengeodynamik und der Deformation der Adriatischen Platte finden. Die Adriatische Platte ist eine Mikroplatte, die sich durch ganz Ostitalien bis an die Grenzen der Schweiz und Österreichs zieht und entlang der Küste der Balkanländer bis nach Griechenland läuft. Vor Millionen von Jahren führte der Zusammenprall der Adriatischen mit der Eurasischen Platte zur Entstehung der Alpen. Bis heute dreht sich die Adriatische Mikroplatte konstant im Gegenuhrzeigersinn gegen die Eurasische Platte, was die Ursache für viele Erdbeben im Mittelmeerraum ist.

Im Rahmen der AdriaArray Initiative werden die Forschungsgruppen in den kommenden vier Jahren verschiedene Verfahren anwenden, um die Struktur der Erdkruste, der tieferen Lithosphäre und des oberen Mantels zu erforschen. Diese Forschungsarbeiten sollen das Verständnis über die Entwicklung der europäischen Lithosphäre vertiefen, die sich im Mittelmeerraum aufgrund der Anordnung der verschiedenen Mikroplatten als besonders vielschichtig erweist. Zu diesem Zweck wird bald ein dichtes temporäres Netzwerk seismischer Stationen die gesamte Adriatische Platte in Südosteuropa abdecken und Daten über die Bewegungen der Erde liefern. Der SED leistet seinen Beitrag zu diesem Projekt, indem er 20 temporäre Breitbandstationen in Bosnien und Herzegowina betreibt. Diese hat der SED diesen Sommer gemeinsam mit lokalen Kollegen aus der Republika Srpska und der Föderation Bosnien und Herzegowina eingerichtet.

Die AdriaArray Initiative kann als Nachfolger des erfolgreichen multidisziplinären AlpArray Projekts angesehen werden, das 2016 lanciert wurde. Nach dem Ende des Projekts im Jahr 2019 begann für AlpArray über das seismologische Experiment hinaus eine Phase, in der die Fülle an neuen Daten interpretiert und debattiert wird. Alle Erkenntnisse, die in diesem Projekt gewonnen wurden, werden in den kommenden vier Jahren durch die AdriaArray Initiative weiter untersucht und ergänzt.