2019-07-30

[Available in DE/FR] Verspürte Erdbeben bei Konstanz (D)

Am Dienstag, dem 30. Juli 2019, ereignete sich um 01:17 Uhr (Lokalzeit) auf der Halbinsel Bodanrück, etwa 10 km nordwestlich von Konstanz (D), ein Erdbeben der Stärke 3.7. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von ca. 4 km. Es handelt sich damit um das stärkste bisher aufgezeichnete Beben auf der Halbinsel, die in jüngster Vergangenheit kaum seismisch aktiv war. Das letzte spürbare Beben ereignete sich 1976 in unmittelbarer Nähe zum heutigen Beben, mit einer Stärke von 2.6.

Dem Magnitude-3.7-Hauptbeben ging ein spürbares Beben der Stärke 2.9 um 01:06 Uhr voraus. In der Folge wurden einige Nachbeben registriert. Das stärkste wies eine Magnitude von 3.2 auf und ereignete sich um 02.42 Uhr. Für dieses sowie ein weiteres sind ebenfalls einige Verspürtmeldungen aus der Bevölkerung eingegangen. Insgesamt erhielt der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich bis in die Morgenstunden etwa 50 Verspürtmeldungen. Bei einem Erdbeben dieser Stärke und der geringen Tiefe sind vereinzelt leichte Schäden in der Nähe des Epizentrums nicht auszuschliessen.

Alle Beben weisen eine Herdtiefe von 4 bis 5 km auf, was für die Region ungewöhnlich nahe an der Oberfläche ist. Abgesehen von einer kleineren Bebenserie in Singen (D) im Jahr 2016 mit Herdtiefen von 5 bis 7 km, ereignen sich die Beben in dieser Region gewöhnlich in Tiefen von 10 bis 25 km. Die Tiefe eines Bebens hat einen Einfluss auf die Auswirkung an der Oberfläche. Beben nahe der Oberfläche werden lokal stärker verspürt. Sie können zudem in sehr seltenen Fällen bereits ab Magnituden von 3.5 kleinere Schäden anrichten. Normalerweise sind solche Schäden erst ab einer Magnitude von 4.5 zu erwarten, also bei Beben die 30-mal mehr Energie freisetzen. Tiefere Beben werden dagegen vergleichsweise weniger stark verspürt, dafür in einem grösseren Umkreis. Einen ebenfalls grossen Einfluss auf die Auswirkungen eines Bebens hat der lokale Untergrund. Auf weichem Sedimentgestein beziehungsweise nicht sehr festem Gestein bei Seen oder Flüssen verstärken sich die Erdbebenwellen teils um ein Mehrfaches verglichen mit einem festeren, felsigen Untergrund.

Eine Sequenz von Beben, wie sie sich in der Nacht vom 29. auf den 30 Juli 2019 ereignet hat, ist nichts Aussergewöhnliches. In ihrer bisherigen Abfolge von Vor-, Haupt- und Nachbeben gilt sie bisher beinahe als Lehrbuchbeispiel. Ihr weiterer Verlauf lässt sich dennoch nicht vorhersagen. Grundsätzlich sind in den nächsten Stunden und Tagen in der Region weitere Beben möglich, die unter Umständen ebenfalls verspürt werden können. Beben mit einer ähnlichen oder gar grösseren Magnitude sind zwar unwahrscheinlich, aber nicht auszuschliessen.

Erdbeben der Magnitude 3.5 bis 4 treten im Durchschnitt in der Schweiz und im grenznahen Ausland etwa 1- bis 5-mal pro Jahr auf.