2022-09-01
Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich hat am Donnerstag, 1. September 2022, um kurz vor 14 Uhr Ortszeit bei Triesenberg (FL) südöstlich von Vaduz ein Erdbeben der Magnitude 3.9 registriert. Das Beben ereignete sich in relativ geringer Tiefe von etwa 2 km unter der Oberfläche und wurde insbesondere in der Nähe des Epizentrums stark verspürt. Aufgrund der geringen Tiefe sind lokal kleinere durch das Erdbeben verursachte Risse im Verputz möglich, grösseren Schäden sind jedoch nicht zu erwarten.
In den ersten Minuten nach dem Beben sind beim SED über 700 Verspürtmeldungen zu dem Beben eingegangen. Die meisten Meldungen kamen von Personen, die sich in weniger als 30 km zum Beben aufhielten, aber auch von etwas weiter entfernten Orten wie St. Gallen oder Chur. Vereinzelte Meldungen gingen zudem aus den Regionen Schaffhausen, Zürich und Luzern ein.
Etwa 20 Sekunden vor dem Beben gab es ein Vorbeben der Stärke 2.1. Bisher gab es nur ein grösseres Nachbeben, das im engeren Epizentralgebiet deutlich verspürt wurde: am nachfolgenden Morgen, den 2. September um 6:44 Uhr mit einer Magnitude von 2.2. Es ist aber durchaus möglich, dass sich in den nächsten Stunden und Tagen weitere auch spürbare Nachbeben ereignen. Es besteht zudem eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass sich ein grösseres Beben ereignet.
Read more...Das letzte Beben mit einer vergleichbaren Magnitude von 4.1 in der Schweiz ereignete sich bei Porrenturry (JU) im Dezember 2021. Beben dieser Stärke sind in der Schweiz und im grenznahen Umland in etwa einmal pro Jahr zu erwarten. Das letzte in der Region weiträumig spürbare Erdbeben ereignete sich am 25. Oktober 2020 in der Nähe von Elm (GL) mit einer Magnitude von 4.3. In Sargans (SG) bebte die Erde mit einer Magnitude von 4.1 am 12. Dezember 2013 gefolgt von einem ebenfalls deutlich spürbaren Nachbeben mit einer Stärke von 3.7 am 27. Dezember 2013. 2009 erschütterte zudem ein Beben mit einer Magnitude von 4.1 mit Epizentrum bei Buchs die Region. Historisch sind zwei grössere Schadenbeben in der Region Gams, Grabs, Wildhaus bekannt, die sich in den Jahren 1795 und 1796 ereignet haben. Kleinere Schadenbeben trafen die Region in den Jahren 1881 und 1898.
Das St. Galler Rheintal gehört zu den Gebieten mit erhöhter Erdbebengefährdung der Schweiz. Die Wahrscheinlichkeit für stärkere Erdbeben ist dort höher als im Mittelland, aber geringer als im Wallis oder in der Region Basel. Starke Erdbeben können in der Schweiz im Prinzip jederzeit und überall auftreten, Beben mit Magnitude 6 oder mehr sind etwa einmal innerhalb von 50 bis 150 Jahren zu erwarten. Eine erdbebensichere Bauweise ist der beste Schutz vor Erdbeben.