St Gallen Mikrobeben 14. bis 18. Juli 2013
Beim geplanten Geothermieprojekt St. Gallen werden derzeit Test- und Stimulationsmassnahmen im geothermischen Reservoirgesteine in einer Tiefe von 4000 bis 4500 Metern durchgeführt. Unter Druck wird dabei für einige Stunden verdünnte Salzsäure in das Gestein in der Nähe des Fusspunkts der Tiefbohrung Sankt Gallen GT-1 eingebracht, um das Bohrloch von Bohr- und Gesteinsresten zu reinigen und dieses hydraulisch besser an das umgebende Gestein anzukoppeln. Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) überwacht diese Arbeiten mit einem dichten Netz von sechs Erdbebenstationen, im Rahmen des Projektes GeoBest und in Zusammenarbeit mit den Sankt Galler Stadtwerken (sgsw) und dem Bundesamt für Energie.
Read more...Ziel der Überwachung ist es einerseits, die mechanischen und chemischen Prozesse bei Tiefbohrungen besser zu verstehen. Andererseits kann der SED die sgsw so frühzeitig auf ungewöhnliche seismische Aktivität hinweisen.
Seit dem Beginn des Testprogramms am 14. Juli 2013 hat der SED wie erwartet einige Mikrobeben registriert, die im Bereich des Fusspunktes der Tiefbohrung lokalisiert werden konnten. Die Mikrobeben sind so klein, dass sie nur an den Stationen des speziell für die Überwachung errichteten Netzwerkes aufgezeichnet werden konnten. Für das stärkste Beben, am 14. Juli 2013 um 12:06:35 (UTC), wurde eine von Lokalbebenmagnitude (Richterskala) von ML=0.9 bestimmt. Beben dieser Grösse können von Menschen nicht verspürt werden.
Aufgrund der geringen Stärke und der daher recht schwachen Signale ergeben sich Unsicherheiten in der Lokalisierung von ungefähr einem Kilometer. Die sehr grosse Ähnlichkeit der Seismogramme, wie sie z.B. an der Bohrlochstation SGT00 beobachtet werden (siehe Abbildung), deutet darauf hin, dass die Erdbeben in einem Abstand von wenigen 100 Metern voneinander aufgetreten sind.
Neben den lokalisierbaren Mikrobeben, die auf den Erdbebenlisten des SED aufgeführt sind, wurden über 40 weitere Kleinsterdbeben an der Bohrlochstation SGT00 aufgezeichnet, die in 205m Tiefe direkt über dem Fusspunkt der Tiefbohrung GT-1 eingerichtet wurde. Diese Erdbeben gehören zu den kleinsten jemals in der Schweiz registrierten Erdbeben. Die von ihnen ausgesandten Erdbebenwellen sind ca. 500 mal kleiner als jene des bisher stärksten Bebens der Sequenz (siehe oben) und haben Lokalmagnituden im negativen Bereich (bis ML ~ -1.0).
Die derzeit beobachtete Seismizität im Bereich der Geothermiebohrung GT-1 entspricht bisher den Erwartungen und stellt somit unserer Einschätzung nach keinen Grund zur Beunruhigung dar. Der SED wird die detailliert seismische Überwachung auch in den nächsten Monaten weiter führen.