2025-05-28

[Available in DE/FR] Seismisches Netzwerk zeichnet Gletscherabbruch am Kleinen Nesthorn auf

Der Gletscherabbruch am Kleinen Nesthorn (VS) am Mittwoch, dem 28. Mai 2025, wurde landesweit vom seismischen Netzwerk der Schweiz registriert. Es handelt sich dabei um eine der grössten Massenbewegungen, die der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich bislang aufgezeichnet hat. Bereits in den Tagen zuvor hatten die seismischen Messstationen kleinere Felsstürze am Kleinen Nesthorn erfasst. Obwohl grössere, schnell ablaufende Massenbewegungen Erschütterungen erzeugen, die von seismischen Stationen erfasst werden können, handelt es sich dabei nicht um Erdbeben. 

Am späteren Mittwochnachmittag ist das gefürchtete Szenario eingetreten: Die gewaltigen, vom Kleinen Nesthorn auf den Birchgletscher gefallenen Felsmassen stürzten zusammen mit Eismassen des Gletschers talwärts. Was Videoaufnahmen eindrücklich dokumentierten, blieb auch vom seismischen Netzwerk nicht unbemerkt. Die Stationen des SED haben das Ereignis in der ganzen Schweiz deutlich aufgezeichnet. Selbst mehrere hundert Kilometer über die Landesgrenzen hinaus sind die seismischen Signale noch gut messbar. In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu kleineren Abbrüchen. Die grösseren davon konnten ebenfalls von den Messstationen erfasst werden. Die seismischen Signale ermöglichen es, den Zeitpunkt solcher Massenbewegungen auch nachts oder bei schlechter Sichtgenau zu bestimmen.

Der Gletscherabbruch vom Mittwoch, dem 28. Mai 2025, zählt neben dem Bergsturz am Piz Cengalo (GR) im Jahr 2017 zu den bislang grössten vom SED registrierten Massenbewegungen. Darunter sind unter anderem Erdrutsche, Felsstürze, Murgänge sowie Schlamm- oder Steinlawinen. Die aufgezeichneten seismischen Wellen des aktuellen Ereignisses sind in ihrer Stärke vergleichbar mit jenen vom Piz Cengalo und entsprechen in etwa einer Erdbebenmagnitude von 3.1. Diese Angabe ist rein indikativ und basiert auf einer Bestimmungsmethode, wie sie in der Schweiz zur Beschreibung lokaler Erdbeben verwendet wird. Sie basiert auf der maximal gemessenen Amplitude der Bodenbewegung.

Der SED veröffentlicht auf seiner Website alle seismisch eindeutig erkennbaren Massenbewegungen in der Schweiz und im grenznahen Ausland. Die Liste ist jedoch nicht vollständig. Kleinere, langsam ablaufende Ereignisse oder solche in Regionen mit geringer Stationsdichte können unentdeckt bleiben.

Zur Liste aller seit 2009 registrierten Massenbewegungen in der Schweiz und im grenznahen Ausland.