Seismizität in der Schweiz

Der Schweizerische Erdbebendienst (SED) lokalisiert im Schnitt etwa 1'000 bis 1'500 Erdbeben pro Jahr. Allerdings werden nur die wenigsten dieser Beben von der Bevölkerung verspürt. Der Grossteil der registrierten Beben ereignet sich in den Schweizer Alpen, vor allem im Wallis und in Graubünden. Die Erdbeben, die wir in der Schweiz beobachten, sind in erster Näherung die Folge des Aufeinanderprallens der europäischen und der afrikanischen Lithosphärenplatten.

Bild: Karte der Epizentren aller aufgezeichneten Erdbeben von 1975 bis 2014 mit einer Magnitude von mindestens 2
Seismizität in der Schweiz

Wo Erdbeben in der Schweiz auftreten

Der Schweizerische Erdbebendienst betreibt seit 1975 ein Netz seismischer Messstationen. Dieses registriert und lokalisiert Erdbeben in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Im Schnitt lokalisiert der SED etwa 1'000 bis 1'500 Erdbeben pro Jahr. Allerdings werden nur die wenigsten dieser Beben von der Bevölkerung verspürt. Der Grossteil der registrierten Beben ereignet sich in den Schweizer Alpen, vor allem im Wallis und in Graubünden. Aber auch das nördliche Alpenvorland, die Zentralschweiz, der Jura und die Region Basel sind seismisch besonders aktiv.

Die Verteilung der Erdbeben unterscheidet sich mit der Tiefe in den Alpen markant von der in der Nordschweiz und dem Alpenvorland. Erdbeben im nördlichen Vorland treten in der gesamten Erdkruste bis hinab zur sogenannten Moho auf, der Grenze zwischen der Erdkruste und dem Erdmantel in 30 bis 50 Kilometer Tiefe. Unter den Alpen beschränkt sich dagegen die seismische Aktivität auf den oberen Teil der Erdkruste, Beben treten nur bis in etwa 15 bis 20 km Tiefe auf.

Was die Alpen und Erdbeben verbindet oder weshalb in der Schweiz die Erde bebt

Die Alpen sind das Resultat der komplexen geologischen Geschichte zweier grosser Lithosphärenplatten: Europa und Afrika. Als Lithosphäre bezeichnet man die äusserste feste Erdschale. Sie ist ungefähr 100 km dick und besteht aus zwei Schichten, oben die Erdkruste und darunter die Mantellithosphäre. Die Lithosphäre ist weltweit in zahlreiche grosse und kleine Platten zerbrochen, die sich auf dem zähflüssigen Erdmantel in verschiedene Richtungen bewegen und sich dabei aneinander reiben oder kollidieren. Die Gesamtheit dieser Prozesse bezeichnet man als Plattentektonik.

Die Erdbeben, die wir in der Schweiz beobachten, sind in erster Näherung die Folge des Aufeinanderprallens der europäischen und der afrikanischen Lithosphärenplatten und spiegeln die zugrundeliegende Mechanik dieses Prozesses wider. Seismische Wellen durchleuchten den Untergrund und erlauben es uns, die abgetauchten Plattenteile auch unter den Alpen zu sehen. Ein wichtiges Detail ist dabei in den letzten Jahren gefunden worden: Nach der vollständigen Subduktion der ozeanischen Lithosphäre und der anschliessenden Kollision der beiden Kontinente haftet heute noch ein Rest der ursprünglichen Mantellithosphäre an der europäischen Platte (der sogenannte „Mantel-Slab“). Dieser „Slab“ biegt die Lithosphäre im nördlichen Alpenvorland nach unten und bewirkt dadurch indirekt die weiträumig verteilte Seismizität im Mittelland. Da sich plattentektonische Prozesse in geologischen Zeiträumen abspielen, ist davon auszugehen, dass die derzeitige Seismizität im Alpenraum wohl weitere Millionen von Jahren Bestand haben wird.